Lohnt es sich, einen Workshop oder Kunstkurs zu besuchen? Lange habe ich überlegt, denn ein Teil in mir wollte sich nicht recht vorstellen, dass ich da wirklich viel Neues lernen könnte, das ich nicht auch mit Videos und Ausprobieren selber lernen könnte. Und ganz günstig sind solche Seminare ja meist auch nicht. Aber probieren geht bekanntlich über studieren und lernen kann man immer etwas! Zum Beispiel andere Menschen kennen oder wie so ein Seminar aufgebaut ist 😉
Ich entschied mich also für den „Pastell expressiv“-Workshop bei boesner in Witten. Mit Pastellkreide konnte ich tatsächlich noch ein bisschen Erfahrung sammeln und neue Techniken und Tricks lernen. Bei diesem Workshop reizte mich vor allem das „expressiv“. Ich tue mich schwer damit, locker und schnell zu zeichnen und mich nicht gleich in den Details zu verlieren. Die Erwartungen waren nach der Anmeldung nun doch hoch.
Der Workshop
Die Dozentin war Martina Zingler und mit 11 anderen Teilnehmerinnen verbrachten wir von 10:30 Uhr bis 16:30 Uhr in dem schönen (klimatisierten) Atelier unter dem Dach des boesner-Stammhauses. Wer noch nie dort war (wie ich), ist erst einmal überwältigt von den Dimensionen der Verkaufsfläche mit den Ausmaßen eines Baumarktes, auf denen es ausschließlich um Kunst, Kreativität und Künstlerbedarf geht – ein Traum! Allerdings sind einige Produkte deutlich teurer als im Internet, so dass selbst mein idealistisches Herz schlucken musste. Leider und zum Glück hatte ich auch nicht allzu viel Zeit, mich in Ruhe umzusehen, sonst wäre mein Konto wohl trotzdem leer gewesen, einfach weil das Sortiment so groß und alles beieinander ist.
Martina war mir sofort sympathisch, sie war offen und man sah ihr ihre Leidenschaft für die expressive Pastellmalerei an, während sie sprach. Sie erklärte ausführlich und anhand von vorgefertigten und auch live gezeichneten Beispielen, worauf es ihr ankam. Während der Arbeit hatte sie immer ein wachsames Auge auf unsere Bilder und war immer zu Stelle, um Tipps zu geben, wenn jemand nicht weiter kam oder unzufrieden war.
Es war wirklich schön zu sehen, wie unterschiedlich die Bilder geworden sind, obwohl die Vorlage identisch war. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten war wirklich bereichernd und hat mir gut getan. Allein dafür hat es sich schon gelohnt, mal von meinem Schreibtisch weg zu kommen 😉
In mehreren Übungen durften wir langsam das Expressive in uns entdecken und entwickeln, so dass auch ich wirklich zufrieden mit meinen Ergebnissen bin.
Ein erster expressiver Versuch
Beim ersten Bild sollten wir erst einmal grundsätzlich versuchen, Formen, Farben und Strukturen im Bild zu erfassen und dann gefühlvoll, aber ohne viele Details aufs Papier zu bringen.
Expressive Grundierung
Für das zweite Bild haben wir uns eine ungewöhnliche Farbe für die Grundierung gesucht. Ich habe mit türkis und blau die Kontraste herausgearbeitet, bevor die Grüntöne darüber gelegt wurden. Links am Rand kann man noch etwas von der Grundierung durchschimmern sehen.
Grundierung mit Aquarell
Für das letzte Bild durften wir dann noch etwas experimentieren und haben die Grundierung diesmal mit Aquarell-Farben angelegt. An den Rändern seht ihr noch etwas von den Farben. Darüber haben wir dann mit der Pastellkreide weiter ausgearbeitet. Mit vielen Happy-Accidents sind dann wirklich schöne Farben und Formen entstanden und ich glaube, ich habe so langsam verstanden, wie das mit dem expressiven funktioniert: Vor allem Kopf aus, Kontrolle loslassen und nicht mehr viel denken. Wirklich schwierig, aber es hat unglaublich viel Spaß gemacht und sich wirklich gelohnt! Ich denke, da kann ich auch einiges für meine geliebten detailreichen Tierportraits mitnehmen 😉
Fazit
Ich werde sicher keine große Expressionistin werden (meine Schwester sagte: ich sei eher eine mutige Impressionistin *g*), aber der Ausflug in eine andere Stilrichtung war sehr erfrischend und hat mir viele neue Anregungen gebracht. Ich denke, hin und wieder werde ich zur Abwechslung und zu meinem persönlichen Vergnügen das ein oder andere expressionistische Bild malen – vielleicht ja sogar mal ein expressionistisches Tierportrait? 😉
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